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Archiv für den Monat März 2020

Im Paradies: Warmes Wetter, leckeres Essen und ein riesiger Sandkasten samt Badewanne vor der Haustür – Koh Phayam, Elternzeit, gestrandet in Thailand während der Corona-Krise

Seit über einer Woche sind wir nun auf Koh Phayam, einer 5 x 8 km kleinen Insel in der Andamanensee – an der Westküste von Thailand, am südlichsten Zipfel der Grenze zu Myanmar. Hierhin sind wir gekommen, um unsere Reisebekanntschaften Bruno und Ursel aus längst vergangenen Tagen wieder zu sehen. Die beiden überwintern mittlerweile jedes Jahr für 3-5 Monate hier und kennen alles und jeden.

Elternzeit in Thailand – so war der Plan

Unser ursprünglicher Plan sah wie folgt aus: 10-14 Tage Koh Phayam, danach in entspannten Etappen über Krabi, Koh Lanta, vielleicht Koh Phangan usw. gen Süden bis nach Malaysia. Dort noch auf die Perhentian-Inseln zum Tauchen, eventuell ein Wiedersehen mit den Cameron Highlands und schließlich Kuala Lumpur, wo am 11. Mai unser Flieger zurück nach Deutschland ginge. Alles in allem in gemütlichen 9 Wochen Elternzeitreise. Mittlerweile steht die Welt Kopf: Corona-Krise. Für uns immer noch ein völlig surrealer Zustand.

Die aktuelle Lage – Stand 29.03.2020: Corona-Notstand in Thailand

Die Grenze nach Malaysia (und auch zu allen anderen Nachbarländern Thailands) sind dicht. Die Covid-19 Fallzahlen steigen nun auch in Thailand merklich an. In Europa und USA, eigentlich auf der ganzen Welt ist völliger Ausnahmezustand. Flüge werden ersatzlos storniert. Reisende sitzen fest. Gibt es noch ein anderes Thema in den Nachichten?

Auch Thailand hat seit dem 26.03.2020 den nationalen Notstand zunächst bis 30.04. ausgerufen. Täglich gibt es neue News, manches sind nur Gerüchte. Die einzelnen Provinzen legen jetzt mehr oder weniger individuell die Maßnahmen und deren Durchsetzung fest. Ausgangssperren gibt es hier auf Koh Phayam (noch) nicht. Die meisten Unterkünfte u. Restaurants laufen weiter, auch wenn jetzt sowieso die Nebensaison hier bereits begonnen hat. Es befinden sich noch etliche Ausländer auf der Insel: Langzeiturlauber oder Reisende wie wir mit Baby oder Kleinkind. Darunter ist die Mehrzahl aus Deutschland. Aber auch Franzosen, Schweizer, Spanier, Brasilianer und Amerikaner sind unter den „Gestrandeten“. Die Insel ist klein, man trifft sich immer wieder. Jetzt ist Koh Phayam für Neuankömminge geschlossen worden. Das heißt, man kann jederzeit runter, kommt aber nur noch zurück wenn man eine Aufenthaltsbestätigung seiner Unterkunft vorweisen kann. Lebensmittellieferungen wird es nach wie vor geben. Die Einheimischen machen sich Sorgen, insbesondere seit jetzt auf der Nachbarinsel Koh Chang ein Corona-Verdachtsfall bei 2 Touristen aufgetreten ist. Man darf sich zwar noch in der Provinz Ranong selbst bewegen, wer aber die Region verlassen will, muss ein gültiges Flugticket vorweisen. Das Militär hat Kontrollstellen eingerichtet. Unser Fieber wurde bei unserer Ankunft auf Koh Phayam vor 10 Tagen am Bootspier gemessen. Seit dem 28.03. ist nun auch das Tragen einer Schutzmaske beim Verlassen seiner Wohnanlage verordnet worden. Bisher halten sich aber sowohl Ausländer als auch Einheimische strikt daran.

Gestrandet auf Koh Phayam

Für uns bedeutet dies: Wir können und wollen nicht mehr in Thailand umherreisen. Es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass wir unseren Flug Mitte Mai ab Malaysia mit Turkish Airlines über Istanbul antreten können. Dazu müssten zum einen die Grenzen bis dahin wieder offen sein, Turkish Airlines seine Flüge wieder aufnehmen und keine Ein-/Ausreisebeschränkungen mehr in der Türkei bestehen. Schweren Herzens haben wir uns nun also entschlossen einen neuen Flug (direkt nach Frankfurt) zum nächstmöglichen (!) Termin, dem 23.04., zu buchen. Ob dieser Flug dann auch wirklich stattfindet steht aber noch in den Sternen. Noch gibt es kommerzielle Flüge in begrenztem Umfang zu völlig unverschämten Preisen.

Breaking News vom 29.03.2020: Die Bundesregierung hat nun auch ein Rückholprogramm für Thailand gestartet.

Alltag in der Insel-Isolation

Unser Insel-Alltag ist recht übersichtlich strukturiert und orientiert sich im Wesentlichen am Schlafrhythmus von Paula (also wie zu Hause auch), aber auch am Meer vor unserer Haustür. Ebbe und Flut wechseln sich hier im 6h-Takt ab und der Zyklus verschiebt sich jeden Tag um 20 Minuten. Das heißt bei Flut machen wir meist einen Badegang direkt bei uns am Strand wobei Paula dann bisschen im Matsch spielen kann. Bei Ebbe machen wir entweder Besorgungen (Einkaufen/Wäsche waschen), gehen bisschen spazieren oder erkunden andere Strände wie z.B. die Monkey Bay. Dort gibt es eine ziemlich intakte Unterwasserwelt die sich besonders gut bei Ebbe zum Schnorcheln eignet. Zuletzt hat Markus dort sogar einen Stachelrochen gesehen. Auch Anemonen und Clownsfische (Stichwort „Nemo“) soll es dort geben. Letztere sind uns aber bisher verwährt geblieben. Zum Mittag- und Abendessen besuchen wir meist eines der zahlreichen Strandrestaurants in denen wir fast noch nie enttäuscht wurden. Aber auch im Inselinneren gibt es immer wieder nette kleine Restaurants und Garküchen. Ein Highlight hier sind natürlich die frischen Früchte allen voran die Mangos welche einfach galaktisch süß schmecken und mit nichts zu vergleichen sind. Paula liebt sie auch.

Soweit das Insel-Update von uns. Aktuell geht es uns sehr gut hier. Wir machen das Beste aus der Situation, hoffen dass wir alle gesund bleiben und unser Rückflug am 23.04. auch wirklich stattfindet oder sich eine andere Möglichkeit der Rückkehr findet. Bis dahin viele Grüße in die Heimat und bleibt gesund!

Unser derzeitiges Zuhause – ein Bungalow unter Palmen
Am Hauptbahnhof in Bangkok

Wir sind da – wir sind in Thailand. Drei Wochen später als ursprünglich geplant können wir unsere Elternzeitreise starten. Diverse Infekte haben unseren Reiseplan etwas durcheinandergewirbelt und zu guter letzt hätte uns das Corona Virus auch fast noch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Am Donnerstag den 12. März 2020 hob unsere Maschine mit Zwischenstopp Istanbul in Leipzig ab. Einen Tag später haben wir erfahren, dass Turkish Airlines die Flugverbindungen von und nach Deutschland vorerst gekappt hat.

Langstreckenflug mit Kind

Sowohl in Istanbul als auch in Bangkok wurde unsere Körpertemperatur gecheckt. Auch waren die zahlreichen Desinfektionsspender an den Flughäfen nicht zu übersehen. Einen Tag vor unserem Abflug haben wir am Leipziger Hbf noch etwas gegessen und suchten dabei vergeblich nach einer Möglichkeit unsere Hände zu säubern… Am Flughafen in Leipzig wurden wir gefragt, ob wir in den letzten 2 Wochen im Ausland waren. Dann gab es noch ein Schild mit Infos zu Corona. Mehr nicht.

Dann ging es los mit 10-Monate altem Baby in der Manduka-Trage vorn ran geschnallt. Unsere kleine Paula hat den Flug recht gut überstanden und zu unserem Erstaunen 5h auf dem Nachtflug von von Istanbul nach Bangkok geschlafen: 3h in Mamas Armen, 2h sogar im s.g. Baby-Basinett. Letzteres war ein Segen, wir konnten gleichzeitig unser Frühstück einnehmen, während das Kind noch schlummerte. Für uns „großen“ war die Reise natürlich anstrengend aber das haben wir auch nicht anders erwartet. Ausgezahlt hat sich hier wirklich die (kostenpflichtige) Sitzplatzreservierung im vorderen Teil mit extra Beinfreiheit und dem besagten Basinett für das Baby in dem man wahlweise das Kind oder diversen Krims-Krams, den man auf so einer Reise mit Kind mit sich herumschleppt, ablegen kann.

Einreise in Thailand (13. März 2020)

Die Einreise konnten wir ohne Probleme passieren. Wir hatten zuvor noch ein 2-Monats-Visum beantragt. Jedoch mussten wir weder finanzielle Mittel vorweisen (p.P. 500 € wie in einer Info von der thailändischen Botschaft in Berlin angekündigt), noch wurden wir bzgl. einer möglichen Überwachung wegen Corona angesprochen (wie in vielen Medien berichtet).

Nach unserer Ankunft 8 Uhr morgens mussten wir uns noch bis 14 Uhr die Zeit vertreiben bis wir in unserem Hotel einchecken konnten. Ohne Kind alles kein Problem, man fährt in die Stadt und kriegt die Zeit schon irgendwie rum. Jetzt allerdings entschieden wir uns am Flughafen zu bleiben und ärgerten uns insgeheim, das Zimmer für 20 Euro die Nacht nicht schon eine Nacht früher gebucht zu haben.

Nebenbei checkten wir natürlich mit gemischten Gefühlen die Corona-News aus der Heimat. Schon am Flughafen in Bangkok fiel uns auf, dass ein Großteil der Flughafenangestellten eine Maske im Gesicht trugen. Aber auch andere Reisende – meistens aus anderen asiatischen Ländern – hatten Maske. Wir packten unsere Exemplare ebenfalls aus und taten es den Einheimischen gleich. Paula fand das interessanterweise gar nicht gruselig, wenn Papa sie aus nächster Nähe vollvermummt anschaute. Im Gegenteil – sie lachte sich in der Manduka einen ab und schnippste mir fleißig den Befestigungsgummi an den Hals – Auaaaaaaaa.

Während unserer Wartezeit am Flughafen bekamen wir einen Vorgeschmack auf die Kinderliebe der Thais. Unsere Tochter war der Starin Bangkok und genoss die Aufmerksamkeit, welche ihr die vorbeilaufenden Leute mit Lachen und Grimassen entgegen brachten. Zum Dank schenkte sie Ihnen ihr süßestes Lachen. Wegen Corona scheinen die Leute allerdings jetzt auch ein bisschen zuückhaltender zu sein als sonst. Wir sind gespannt, wie sich alles noch entwickelt.

Hallo Bangkok

Irgendwann nachmittags sind wir dann in unsere kleine Ferienwohnung mitten in einem poshen Apartmentblock in Bangkok gezogen. Klein, aber fein, mit Mini-Küche und Waschmaschine auf dem Balkon. Nicht zu vergessen den schicken Pool im Innenhof.

Bangkok ist heiß, laut und wuselig. Wie geht das mit Baby und das gerade jetzt während der Pandemie-Siuation? Wir haben es entspannt angehen lassen. Ein bisschen wollten wir uns was anschauen, aber mit möglichst wenig Menschengedränge. Viele Sightseeing Hotspots hatten wir bereits bei vorangegangenen Trips nach Bangkok sehen können. Übrigens sind schon jetzt viel weniger Touristen in der Stadt. Die Straßen und öffentlichen Verkehrsmittel, wie die Boote auf Fluss und Klong-Kanälen, sind relativ leer.

Zunächst sind wir auf den Geschmack der Grab-App gekommen – so ähnlich wie Uber in Asien: Von A nach B kamen wir so schnell und sicher mit dem (privaten) Taxi. Übrigens haben wir dann immer die Masken auf. Man merkt einfach, dass sich dann auch die Thais wohler fühlen, wenn wir diese auf haben. Ein Fahrer berichtete uns, dass die Konsequenzen jetzt schon deutlich zu spüren sind: Wir waren an dem Tag seine zweiten Kunden. Es war 3 Uhr nachmittags.

Wir haben etwa 4 Tage in Bangkok verbracht. Folgendes haben wir angeschaut und ist mit Baby ganz gut machbar:

  • Jim Thompson Haus: Wunderschönes Wohnhaus des einstigen Seide-Millionärs, jetzt ein schattiges Museum mit Garten und schönem Restaurant. Paula hat während der Führung in der Manduka geschlafen. Beim Essen auf der Restaurant-Terasse hat sie ihren ersten Thai-Reis probiert und Kokoswasser getrunken.
  • Sri Mahamariamman Temple: Hindu-Tempel, den auch viele Thais aufsuchen. Sehr authentische Gegend. Zur Zeit wenig los. In den Straßen hat Markus sich noch einen Frisörbesuch gegönnt und wir haben in einem Streetfood-Restaurant gegessen. Von dort aus konnten wir gemütlich über kleine Nebenstraßen zurück zum Apartment laufen.
  • Wat Arun: Große Buddhistische Tempelanlage auf der anderen Flussseite ggü. der Königspalastes. Sind mit dem öffentlichen Boot hergefahren. Auch hier wirklich wenig los. Wir verbrachten lange Zeit in einem kleinen Innenhof, wo Paula auf Kunstrasen (fragt mich nicht) krabbeln konnte.
  • Saranrom Park: Nach Wat Arun rüber auf die andere Seite in den Park hinter dem Palast. Hier gab es so Mamor-Plattformen. Ideal zum Krabbeln für kleine Babys.
  • Bang Kachao: den Letzten Tag verbrachten wir auf Bang Kachao, eine grüne Halbinsel, gebildet durch eine Flussschleife des Chao Phraya, und bekannt als „grüne Lunge Bangkok“. Am Wochenende kommen hier viele Städter her, um Natur und Grün aufzutanken. Außerde, ist das Eiland beliebt zum Fahrradfahren. Unter der Woche ist kaum was los, nur wenige Restaurants haben geöffnet. Wir haben einen ganzen Tag hier verbracht und sind über die kleinen Stege und Wege spaziert.
  • Pool: Und immer wieder die abendliche Abkühlung im Pool der Apartmentanlage.

Tschüss Bangkok

4..5 Tage reichen dann auch bei der Hitze und der Corona-Situation in Bangkok. Täglich verfolgen wir die News und bekommen mit, wie sich die Lage in Deutschland zuspitzt. Mittlerweile gibt es eine weltweite Reisewarnung vom Auswärtigen Amt (17.03.20). Wir sind verunsichert. Unsere Auszeit hat doch gerade erst begonnen. In Thailand fühlen wir uns momentan viel sicherer als in Deutschland.

Wir wollen erst einmal weg aus der großen Stadt, hin auf die kleine Insel Koh Phayam, wo uns bereits zwei Bekannte erwarten. Hier hoffen wir auf Ruhe und etwas Isolation, um unsere Gedanken zu ordnen.

Mehr gibt es im nächsten Blogbeitrag. Ihr könnt uns auch auf Instagram folgen, dort gibt es regelmäßige Updates in den Stories. Dank für’s Lesen! Bleibt gesund und achtet auf euch UND andere.